Die Pest: Reclam Sachbuch (German Edition) by Paul Slack

Die Pest: Reclam Sachbuch (German Edition) by Paul Slack

Autor:Paul Slack [Slack, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783159607887
Herausgeber: Reclam Verlag
veröffentlicht: 2015-07-20T22:00:00+00:00


Schwierige Entscheidungen

Je ausführlicher die Quellen im Laufe der Zeit werden, desto leichter lässt sich überprüfen, wie genau jene Pauschalurteile von Chronisten das durch die Pest verursachte Unheil wiedergeben; und man kann sich umso deutlicher vorstellen, dass alle von einer Epidemie Betroffenen persönlich belastet waren. Sie mussten die Sorge um ihre eigene Sicherheit und die ihrer Familie abwägen gegen drängende andere Verpflichtungen und Loyalitäten, die die christliche Moral oder die Bande der Freundschaft, des Geschäftslebens und einer guten Nachbarschaft üblicherweise von ihnen verlangten. Sie standen vor schwierigen Entscheidungen. Datini aus Prato war einer derjenigen, die sich in der Frage der Flucht keinen Rat wussten. Bei den ersten in der Toskana auftretenden Anzeichen der Pest drängten ihn sein Arzt, seine Frau und seine Freunde, sich in Sicherheit zu bringen, aber geschäftliche Angelegenheiten und Skrupel, seine Angestellten zu verlassen, hielten ihn zurück. Im Jahr 1400 floh er schließlich vor der Pest in Florenz und beruhigte sein Gewissen damit, dass er am Tag seiner Abreise ein Testament aufsetzte, in dem er den größten Teil seines Vermögens für wohltätige Zwecke bestimmte, »aus Liebe zu Gott«.

Im Jahr 1665 fand auch Samuel Pepys, ein Mann, der sich weniger Gewissensbisse machte als Datini, dass er nach der Abfassung seines Testaments »mit einem sehr viel ruhigeren Gewissen dastehe«, und sah sich ähnlichen praktischen Problemen gegenüber. Durch Regierungsgeschäfte in London zurückgehalten, konsultierte er die Mortalitätsverzeichnisse, um sich über die Ansteckungsgefahr in bestimmten Gegenden ein Bild zu machen, stellte fest, dass sie in den ärmsten Pfarreien am höchsten war, und hielt sich von infizierten Häusern und Leichnamen auf der Straße fern, bis er all dem nicht länger aus dem Weg gehen konnte. Schließlich musste er feststellen, »daß wir durch die Seuche gefühlloser gegeneinander werden, als wir es gegen Hunde sind«, und dass der Anblick der Pestleichen »so alltäglich geworden [sei], daß es mir kaum noch etwas ausmacht«. Sobald die Pest Anfang Juli seine eigene Nachbarschaft erreichte, brachte er seine Frau aus der Innenstadt nach Woolwich, und als sein Arzt Ende August an der Pest verstarb und die über erkrankte Haushalte verhängte Quarantäne anscheinend fast völlig versagt hatte, folgte er ihr in aller Eile und kehrte nur nach London zurück, wenn dringende Geschäfte es erforderten.

13 Tod und Flucht jenseits der Stadtmauern von London im Jahr 1625.



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